17
Sep
2011

Die Universität des Nichtwissens

Weisheit ist Wissen ohne Wissen. Die wirkliche Weisheit zeigt sich in der unbelegbaren, nicht vorgeformten und oft nicht nachvollziehbaren Wahrheit. Ihre Quellen sind völlig anderer Natur als die eines Lehrbuchs, eines Konversationslexikons oder des Internets. Deshalb ist Weisheit auch nicht lehrbar wie ein Schulfach. Weisheit ist nichts, was man wissen oder besitzen kann. Sie geschieht, sie zeigt sich, sie spielt sich ab.

Letzten Endes ist sie eine ganz neue und zugleich uralte, oft verkannte Dimension des Denkens. Der Weise denkt anders und handelt anders, denn Weisheit ist der aufregendste Störfaktor im Bereich des menschlichen Denkens. Sie fragt nicht nach Gründen, sie ist selbst der Grund! Wer aber anders denkt als die Anderen, stört diese beim Nichtdenken. Weisheit regt auf.

Jetzt versucht man überall, Wissen anzuhäufen und auszubreiten. Wer weiß, ob es nicht in ein paar Jahrhunderten Universitäten gibt, die sich damit befassen, den alten, ungehinderten und nicht durch zu viel Wissen belasteten Zugang zur Weltweisheit wieder zu ermöglichen und herzustellen. Wir brauchen Universitäten, die Un-wissenheit herstellen, statt Uni-Wissenheit! Unsere Universitäten widmen sich jedoch einem der Wirtschaft nützlichen Wissen.
Allerdings müssen wir aufpassen, dass das Nichtwissen, nicht in falsche Kanäle fließt. Wissensabwehr ohne Weisheit lässt höchstens auf banale Dummheit schließen. Wissensverzicht aus Weisheit ist etwas ganz Anderes, etwas Geheimnisvolles, Unbequemes.

Weisheit findet sich in dem Teil menschlichen Denkens, der sich nicht programmieren lässt. Dieser Satz fasst längst nicht das ganze Phänomen, denn ein solches Denken könnte auch dumm und absurd sein. Daher muss noch ein anderer Faktor betrachtet werden: Weisheit ist ein Denken, dass aus einer Verliebtheit in die Welt hervor geht. Weisheit lässt sich nicht von der Liebe zu Gott trennen. Nun reicht auch diese Erklärung nicht aus, es muss noch etwas hinzu kommen. Es darf nicht bei der Verliebtheit bleiben. Sie wäre wirkungslos ohne einen Liebesakt. Weisheit muss etwas Positives hervor bringen - sie muss sich in der Welt zeigen und direkt oder indirekt etwas bewirken können. Wo sie Privatbesitz bleibt, ist es besser, über sie zu schweigen. So gibt es also vier Faktoren, die weiträumig das Denkfeld eingrenzen, in dem Weisheit gedeihen kann:

1. Weisheit ist nicht speicherbar, sie geschieht.
2. Sie ist unsystematisch, also auch nicht programmierbar.
3. Sie gedeiht nur in der Liebe zur Welt.
4. Sie bringt das Positive hervor.

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Frieder Lauxmann
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